Teamarbeit - Das Erfolgsgeheimnis der IGS Lengede

Teamarbeit

Teamarbeit unter Lehrkräften ist aus unser Sicht der zentrale Schlüssel zur Steigerung der Wirksamkeit von Unterricht. Kein Instrument trägt so nachhaltig zur Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung von Unterricht bei wie die gemeinsame Planung und Auswertung von Unterricht sowie die zeitweise gemeinsame Durchführung.

Erziehung innerhalb der Familie verläuft deutlich reibungsloser und erfolgreicher, wenn alle erwachsenen Familienmitglieder sich absprechen und "an einem Strang ziehen". Gleiches gilt für den Bildungs- und Erziehungsprozess in der Schule.

Deutschland im internationalen Vergleich

In internationalen Schulvergleichsstudien wird immer wieder kritisch angemerkt, dass in Deutschland bisher zu selten unterrichtsbezogene Teamarbeit unter Lehrkräften stattfindet. Lehrkräfte verstehen sich - so die Untersuchungen - als Einzelkämpfer. Gemeinsame Unterrichtsplanungen und Auswertungen gibt es in der Regel nicht. Die Haltung "Ich und mein Unterricht" herrscht vor. "Wir und unser Unterricht" gibt es kaum.

Kritisch angemerkt wird auch, dass jede Lehrkraft die einzelnen Unterrichtsstunden und Unterrichtseinheiten immer wieder neu plant. Es wird kaum auf vorhandene Unterrichtsplanungen zurückgegriffen. Statt zu optimieren, wird neu erfunden. Statt Synergieeffekte zu nutzen, bereiten nicht selten mehrere Lehrkräfte zeitgleich, aber getrennt voneinander die identische Unterrichtseinheit vor. Wertvolle Ressourcen werden hierbei nicht zielführend eingesetzt.

Erkenntnisse aus Studien

Internationale und nationale Studien zeigen die hohe Wirksamkeit von Teamarbeit bezogen auf den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler.

SINUS bzw. SINUS-Transfer ist das größte in Deutschland jemals durchgeführte Unterrichtsentwicklungsprogramm. An ihm waren Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen, Kultusministerien, Lehrerausbildungsinstitute und tausende von Lehrkräften aus fast allen Bundesländern über 9 Jahre beteiligt. Ein zentrales Ergebnis des wissenschaftlichen Auswertung lautet:

"Zur nachhaltigen Weiterentwicklung von Unterricht bedarf es der Kooperation der Lehrkräfte untereinander. [...] Kooperation ist kein Selbstzweck. Kooperation dient vielmehr dazu, die Qualität schulischen Fachunterrichts und der Schule als Ganzes zu steigern und den Kompetenzstand der Schülerinnen und Schüler zu erhöhen. [...] Nicht mehr 'ich und mein Unterricht', sondern 'wir und unser Unterricht' bzw. 'wir uns unsere Schule' müssen das Denken und Handeln von Lehrkräften bestimmen" (Prenzel/Friedrich/Stadler 2009, S. 108)

Die weltweit größte jemals durchgeführte Analyse von Meta-Studien zur Wirksamkeit schulischen Lernens, die erst vor wenigen Jahren veröffentlichte Hattie-Studie, weist ein vergleichbares Ergebnis aus:

"Die Kooperation im Kollegium erscheint [...] unabdingbar. Denn vieles gelingt nur, wenn Lehrpersonen zusammenarbeiten. Lehrpersonen sind auch Lernende und lernen in der Regel miteinander besser als alleine: Im Team lässt sich über Planung, die Durchführung und die Evaluation des Unterrichts ins Gespräch kommen und diskutieren. Im Team lasen sich Stärken bündeln und Schwächen ausbügeln. Im Team lässt sich Verantwortung gemeinsam tragen. Im Team lässt sich durch Arbeitsteilung Zeit einsparen." (Zierer 2014, S. 124)

Teamarbeit an der IGS Lengede

Teamarbeit an der IGS Lengede ist genuiner Bestandteil der schulischen Arbeit von Lehrkräften. Damit Teamarbeit erfolgreich gelingt, sind bestimmte strukturelle Bedingungen zu erfüllen:

  • Eine begrenzte Anzahl an Lehrkräften ist über einen längeren Zeitraum für eine überschaubare Anzahl an Klassen bzw. Schülern zuständig.
  • Es gibt klar definierte Teams mit festgelegten Aufgaben und Zuständigkeiten.
  • Gemeinsame Team-Zeiten stehen den Lehrerteams für Treffen zur Verfügung.

Teamarbeit in der Sekundarstufe I

Zur Erfüllung der oben genannten Bedingungen begleitet in der fünfzügigen Sekundarstufe I ein Team aus 9 bis 12 Lehrkräften einen Jahrgang von Klasse 5 bis Klasse 10. Dieses Jahrgangsteam hat ein eigenes Lehrerbüro, in dem jeder Lehrkraft ein gut ausgestatteter Arbeitsplatz mit Rollcontainer und Notebook zur Verfügung steht. Das Team hält wöchentlich bis zweiwöchentlich eine zweistündige Teamsitzung ab. Dort werden Projekte, Themenwochen und Expertentage geplant, Förder- und Fordermaßnahmen besprochen, fächerübergreifende oder fächerverbindende Unterrichtsthemen und -einheiten ermittelt, das systematische Methodenlernen koordiniert, über auffällige Schüler gesprochen und Maßnahmen abgestimmt.

Für jede Klasse gibt es i.d.R. zwei Klassenlehrkräfte. Die beiden Klassenlehrkräfte arbeiten im Lehrerbüro an gegenüberstehenden Schreibtischen, die die direkte Kommunikation ermöglichen.

Alle Lehrkräfte, die in einem Jahrgang das gleiche Fach unterrichten, bilden ein Jahrgangsfachteam. In den Stundenplänen der Lehrkräfte ist für jedes Fach eine gemeinsame Jahrgangsfachteamzeit ausgewiesen. Sie dient der gemeinsamen Planung und Evaluation von Unterricht, wodurch der Fachunterricht in den einzelnen Klassen vergleichbar ist. Die evaluierte Unterrichtseinheit steht dem folgenden Jahrgang als Planungsgrundlage zur Verfügung. So ist ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) sichergestellt.

Teamarbeit in der Sekundarstufe II

In der Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe bilden die drei Klassenlehrkräfte der 11. Klassen das Klassenlehrerteam 11. Sie haben ihre Arbeitsplätze in einem gemeinsames Büro und halten zweiwöchentlich ein einstündiges Meeting ab.

Alle in Jahrgang 11 unterrichtenden Lehrkräfte bilden das Jahrgangsteam 11. In den zweiwöchentlichen Meetings werden Themenwochen, Projekte und Expertentage vorbereitet. Es werden Maßnahmen zur Förderung und zur Profilwahlberatung abgestimmt. Als Vorbereitung auf die Qualifizierungsphase werden Methodenaufbau wissenschaftlichen Arbeitens besprochen sowie fächerübergreifende und fächerverbindende Elemente herausgearbeitet. So ist sichergestellt, dass das Lernen in den einzelnen Fächern nichts isoliert geschieht, sondern - wo immer möglich - mit Kontexten und Methoden anderer Fächer verknüpft wird.

Für die Qualifizierungsphase (Jahrgang 12/13) gibt es vier Profilteams. In ihnen sind jeweils die Lehrkräfte der profilleitenden Fächer vertreten. Im zweiwöchentlichen Rhythmus werden unter Berücksichtigung der fachwissenschaftlichen Aspekte fachspezifische Anteile, fächerübergreifende Elemente sowie Fächergrenzen herausgearbeitet. Es werden u.a. realitätsnahe kontextbezogene Problemstellungen formuliert und Projekte, Themenwochen oder Expertentage vorbereitet.

Übergreifende Teams

Neben den zuvor genannten Teams arbeiten die Jahrgangsleitungen, die Fachbereichsleitungen und die Schulleitungsmitglieder wöchentlich in eigenen Meetings. Hinzu kommen in unregelmäßigen Abständen Projektgruppentreffen sowie die Sitzungen der schulischen Gremien Fachkonferenz, Gesamtkonferenz, Schulvorstand, Pädagogisch-Didaktische-Konferenz, Dienstbesprechung und Fachdienstbesprechung.